Als Daten-Fans kennen wir das Buzz-Wort „Translytical“ schon: Halb Transaktion, halb Analyse. Aber was heißt das konkret in Power BI? Genau dort setzen die neuen Translytical Task Flows an – sie geben Analysen Bewegung und Handlungskraft, direkt im Report. Wie das aussieht, wieso es (noch) nicht perfekt ist und was du damit anfangen kannst – ein kurzer Überflug.

Ein Report mit Hebelwirkung

Power BI war immer stark in der Darstellung von Daten – jetzt wagt es den Schritt zum Werkzeug. Mit Translytical Task Flows kannst du direkt im Report Aktionen auslösen: Kommentare speichern, Status ändern, Workflows starten. Ohne Tab-Wechsel, ohne Umwege. Ein Feature, das bei mir immer und immer wieder angefragt wurde.

Wie das im Alltag aussehen kann

Annotationen im Bericht

Stell dir vor: Du schaust dir die Monatszahlen an und siehst einen Ausreißer. Statt ins Teamchat zu wechseln oder mit einem Tool zu kommentieren, schreibst du direkt in den Bericht:

  • Ein Textfeld erscheint, dein Kommentar ist sofort sichtbar.
  • Ideal bei ungewöhnlichen Ereignissen – etwa "Lieferant kam verspätet, verzerrt die Zahlen" oder "Lieferunfähigkeit von Produkt A"

Alles bleibt da, wo der Benutzer ist : im Report, im Kontext, in der Übersicht.

Status ändern auf Knopfdruck

Im Vertriebslayout: Neue Leads mit Status "neu". Früher musstest du ins CRM, um den Status auf "qualifiziert" zu setzen. Heute:

  • Drückst du im Dashboard "Qualifizieren".
  • Power BI schreibt den neuen Status zurück, direkt ins System.

Kein CRM-Login, keine Wartezeit – einfach klick, fertig.

Was braucht man dafür

  • Eine Fabric Kapazität: Je nach Größe des Unternehmens ist das vielleicht schon ein Showstopper für eine kurzfristige Umsetzung. Für einen Test genügt aber schon die Testversion.
  • Mandanteneinstellung: Im Mandant muss die Anlage von Fabric-Objekten erlaubt sein, außerdem die Anlage eines SQL-Servers sowie die neuen benutzerdefinierten Datenfunktionen

Sind diese Hürden mal genommen:

  • Im SQL-Server brauchen wir Daten. Tabellen und Beispieldaten lassen sich via SQL-Skript anlegen (die kann man sich dann via ChatGPT anlegen lassen - das schafft ChatGPT ausnahmsweise mal fehlerfrei...).
  • Jetzt brauchst du noch eine User-defined-function - eine benutzerdefinierte Datenfunktion. Diese wird in Python formuliert und braucht etwas Programmierkenntnisse. Es gibt aber gute Tutorials.

Diese Benutzerfunktion wird dann in Power BI mit einem "Button" angesprochen, die Parameter für die Funktion entweder aus Text-Slicern ausgelesen oder mit DAX übermittelt.

Architektur eines Translytical Task Flows

Aber - noch nicht alles ist Gold

Preview-Status

Aktuell ist die Funktion nur in der Public Preview verfügbar. Du musst sie aktivieren – im Desktop und im Fabric-Admin-Portal. Perfekt für erste Tests, noch nicht unbedingt für stabile Produktionsumgebungen.

Eingaben begrenzt

Nur bestimmte Eingabefelder unterstützen die nötigen Datenfunktionen. Dafür gibt es extra den neuen Text-Slicer. Klassische Slicer oder komplexe Eingabefelder benötigen zusätzlichen DAX- oder Power Query-Aufwand. Trotzdem ist das natürlich lösbar.

Kompatibilität

Nicht alle Einsatzszenarien funktionieren. Wenn du bereits mit PBIR- und PBIP-Formaten in Power BI arbeitest, kannst du die neuen Funktionen nicht nutzen. Und Power BI Embedded ist auch außen vor. Was verständlich scheint, da "Embedded" keinen User-Kontext haben muss, während die entsprechende Benutzerdefinierte Funktion hinter dem Translytical-Task-Flow aber genau das benötigt.

Architektur & Lizenzierung

Du brauchst eine Power BI Fabric Kapazität. Falls du nicht nur in externen Systemen etwas anstoßen willst, sondern Daten zurückschreiben möchtest, dann brauchst du ein SQL-Backend. SQL-Server in Fabric ist aktuell auch noch in Preview.

Zeitverzögerungen (Stichwort: Write-Back & Refresh)

Aktueller Wermutstropfen (der irgendwie überall unter den Tisch fallen gelassen wird): Ein Benutzer hat eine DirectQuery Verbindung zu Plandaten. Im Power BI Report ändert oder ergänzt er einen Planwert und bestätigt die Änderung über einen Button. Power BI stößt sofort eine Aktualisierung für die DirectQuery-Verbindung an. Leider dauert der Insert-Vorgang in den SQL-Server aktuell teilweise viele Sekunden. Damit wird die Änderung in Power BI durch den automatisch ausgeführten Refresh nicht direkt sichtbar. Viele Benutzer würden jetzt denken, das etwas nicht geklappt hat und wiederholen die Eingabe. Aus meiner Sicht noch ein Showstopper.

Fazit

Für komplexe Planungen, wie monatliche Forecasts auf Kostenarten und Kostenstellen bietet sich die Oberfläche und der Platz von Power BI meines Erachtens nicht an. Entsprechende Visualisierungen müssen noch - und werden sicherlich - entstehen.

Mit Translytical Task Flows ist Power BI aber jetzt nicht mehr nur passiv. Rückschreiben von Kommentaren, Statusupdates oder Aktionen – wir sind jetzt in der Lage Interaktivität direkt ins Dashboard zu bringen. Klar, es ist noch in Preview, die Infrastruktur muss stimmen, und Echtzeit ist noch nicht perfekt. Aber der Ansatz ist vielversprechend: Power BI wird lebendig, pragmatisch und effizient. Ein echter Schritt in Richtung Durchblick durch Daten.